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MEDICA 2021 – Wie sieht die Gesundheits­versorgung der Zukunft aus?

Wie geht die digitale Transformation der Gesundheitsversorgung voran? Welche Herausforderungen stehen bevor? Was sind erste Erfolge im Umgang mit der Digitalisierung und den regulatorischen Anforderungen?
 
Die Welt verändert sich und mit ihr die Gesundheitsversorgung. Dabei spielen nicht nur globale Herausforderungen wie die Corona-Pandemie oder der Klimawandel eine Rolle. Die Akteure im Healthcare Bereich müssen den digitalen Umbruch meistern und sich darauf vorbereiten, wie Fachkräftemangel und demographischer Wandel die Gesundheitssysteme treffen werden. Die aktuellen Themen der Gesundheitspolitik wurden auf der weltweit größten Fachmesse der Medizinbranche vom 15.-18.11. diskutiert.

2021 ging die MEDICA erstmals als hybride Veranstaltung an den Start: vor Ort in Düsseldorf und ergänzt mit zusätzlichen Online-Services. Die sieben Fachforen wurden zusätzlich per Live-Stream übertragen, so hatten die Besucher die Möglichkeit die Messe an einem Tag in Düsseldorf zu besuchen, an einem anderen Tag dann zuhause vor dem Bildschirm. Via digitalem Match Making Tool konnten die Teilnehmer mit Ausstellern vor Ort in Kontakt treten und sich austauschen.

Über die vier Tage konnten die Besucher in fünf Erlebniswelten eintauchen:

  • Bildgebung und Diagnostik / Medizinische Ausrüstung und Geräte
  • IT-Systeme und IT-Lösungen
  • Laborausstattung / Diagnostika
  • Physiotherapie / Orthopädietechnik
  • Bedarfsartikel und Verbrauchsartikel

Den Highlights der MEDICA 2021 zuzurechnen waren u. a. die Finale des 13. Healthcare Innovation World Cup am ersten Tag mit Schwerpunkt auf Innovationen zum „Internet of Medical Things“ und der 10. MEDICA Start-up COMPETITION am Dienstag, die jeweils ausgetragen wurden im Rahmen des MEDICA CONNECTED HEALTHCARE FORUM (Halle 12). Bei der Competition pitchte die kreative Gründerszene um die Siegtrophäe mit ihren Entwicklungen zu Apps, Diagnostik, Robotik oder Lösungen Künstlicher Intelligenz für den Healthcare Bereich.

Wesentliche Branchentrends und -themen wie beispielsweise eine erhöhte Nachfrage nach Digital-Health-Lösungen und deren Herausforderungen wurden auf der Messe vorgestellt. Die Zukunft der digitalen Gesundheit stand bei zahlreichen Vorträgen im MEDICA HEALTH IT FORUM im Fokus.

trends mhealth

Telemedizin

Die Telemedizin bietet vielfältige technische Anwendungen für fast alle medizinischen Anforderungen: Der Patient muss die Arztpraxis nicht mehr persönlich aufsuchen, Apotheken haben die Dosierung von Arzneimitteln genau im Blick und Sensoren können Stürze in der Pflege verhindern. Hat die Branche durch die Corona-Pandemie einen Aufschwung erfahren?

Lina Behrens, Geschäftsführerin von Flying Health, sagt: „Wir beobachten schon länger eine Verschiebung des Point-of-Cares in den Alltag des Patienten, die durch Corona beschleunigt wurde. Während heutzutage die Patienten zumeist ihr Zuhause verlassen müssen, um medizinische Diagnosen oder Behandlungen zu erhalten, sehen wir eine Zukunft, in der die Gesundheitsversorgung stärker in den Alltag integriert ist. Bisher galt in Deutschland die Maxime „ambulant vor stationär“. Wir glauben, dass es in der Zukunft eine neue Maxime geben wird: „Digital vor ambulant vor stationär“.

Ein Schritt in diese Richtung ist sicher die Telemedizin – jedoch weitergedacht als eine reine Telesprechstunde. Dahinter verbirgt sich eine integrierte Versorgung mit Diagnosemöglichkeiten für zu Hause, beispielsweise durch At-Home-Tests, die bereits heute nicht nur für Corona existieren, sowie einer umfassenden digitalen Nachsorge. Die Weiterentwicklung der Wearables und integrierten Sensoren ermöglichen dies mehr und mehr, sowohl für einen stärkeren Fokus auf Prävention als auch für die Überwachung chronischer Krankheiten im Alltag. Diese Technologien werden in der Zukunft noch stärker fokussiert werden.

Blue Ocean Robotics

Ein Unternehmen aus München hat sich auf Roboter zur Unterstützung der medizinischen Versorgung des Patienten spezialisiert. Auf der Messe stellten sie einen Telepräsenzroboter, kurz gesagt, „Skype auf Rädern“, aber mit zusätzlicher Mobilität vor. Im Gesundheitswesen gibt es Anwendungsfälle und Situationen, in denen es für Ärzte und Ärztinnen schwierig ist, ein Behandlungszimmer zu betreten. In Isolierzimmern kann man den Roboter im Raum platzieren und von einem Computer die Versorgung des Patienten, durch den Roboter, steuern. Ein weiteres Szenario wäre, dass sich externe Spezialisten, die nicht vor Ort sind, in den Roboter einwählen und über den Roboter den Patienten behandeln können. Der „Pilot“ hat die volle Kontrolle über den Roboter. Mit den beiden Kamerasystemen des Roboters hat die Person einen vollständigen Überblick über den Raum und kann interagieren, den Raum sehen und auf eine sehr realistische Weise anwesend sein. Das Unternehmen ist der Meinung, dass die Akzeptanz dieser Art von Technologie tatsächlich ziemlich hoch sei und wir in Zukunft noch mehr solcher Geräten sehen werden.

Als erfahrener Partner für intelligente Software und SaaS Lösungen berät die dimater Unternehmen, die sich eine sichere Lösung für den Zugang zu telemedizinischen Anwendungen wünschen.

Medizinische Betreuung über Entfernung hinweg

Nicht alle Menschen haben die gleichen Chancen – auch nicht bei der Gesundheitsversorgung. Inwiefern digitale Lösungen das Problem der Ungleichheit in Entwicklungsländern bekämpfen können, erläuterte Prof. Ralf von Baer.

„Hier müssen wir mit technologischen Lösungen ansetzen, um auch über Distanz die Behandlung von Patienten zu ermöglichen. Dabei kommen Systeme aus der Telemedizin, wie die Diagnose per Ultraschall über Distanz oder auch verteilte Laborsysteme vermehrt zum Einsatz. Letztendlich geht es aber auch darum, Personal auszubilden, das mithilfe von Teleunterstützung in der Lage ist, Patienten zu behandeln, für die es eigentlich nicht fachlich ausgebildet ist. Von daher sehen wir Ansätze, die es gilt, zügig zu entwickeln, um die Bevölkerung zu unterstützen.“

Technologie begleitet uns heute auf Schritt und Tritt. Diese smarten Helfer können aus medizinischer Sicht genutzt werden, um den eigenen Gesundheitszustand im Auge zu behalten, um die Kommunikation mit dem Arzt zu erleichtern oder um chronische Krankheiten zu überwachen.

Ebenfalls neu ist eine als Medizinprodukt zugelassene App für ganzheitliches Gesundheitsmanagement. Damit lassen sich verschiedene Messgeräte verbinden: Körpergewicht, Blutdruck, Blutzucker, EKG, Schlaf, Körpertemperatur oder auch die Sauerstoffsättigung. Durch die Kombination von App und Hardware werden wichtige Vitalparameter erfasst, ausgewertet und übersichtlich dargestellt.

internet of medical things

Internet der medizinischen Dinge

Das Internet der medizinischen Dinge (Internet of Medical Things, IoMT) verändert die Gesundheitsbranche. Es verbindet Einrichtungen, Geräte und Apps mit dem Internet und ermöglicht die automatische Übertragung, Messung und Analyse von Daten aus der Ferne und in Echtzeit. Das IoMT ist damit ein entscheidender Meilenstein für Gesundheitsinnovationen. Von vernetzten Krankenhäusern und Pflegezentren bis hin zu virtuellen Kliniken sowie von intelligenten Gesundheitsgeräten, robotergestützten Systemen, medizinischen Wearables und digitalen Biomarkern bis hin zu intelligenten Pflastern und mehr.

Das MEDICA CONNECTED HEALTHCARE FORUM (MCHF) ist das Innovations- und Networking Forum für die Gesundheitsbranche und angrenzende Disziplinen, auf dem internationale Unternehmen und Start-ups ihre neuesten Erkenntnisse, Technologien und Lösungen für die vernetzte und mobile Gesundheitsversorgungvorstellen. Über 100 Sprecher zeigten, wie das Internet der medizinischen Dinge die Gesundheits- und Pflegebranche umkrempelt.

Mit „Software as a Service“ stellt die dimater GmbH den Mitarbeitern der Leistungserbringer aus dem Gesundheitswesen Anwendungen direkt als Cloud-Service zur Verfügung. Das beinhaltet u.a. die zentrale Durchführung von Wartung und Upgrades der Anwendersoftware sowie vereinfachte und verbesserte unternehmerische IT-Prozesse.

app medizinische anwendung

Digitale Gesundheitsversorgung: Patienten zuhause behandeln

Digitale Gesundheitsanwendungen(DiGA) kommen immer mehr im Alltag der Patienten an und ebnen einen neuen Weg der Versorgung. Allerdings gibt es einige technologische und rechtliche Rahmenbedingungen, die bei der Entwicklung einer DiGA beachtet werden müssen. Da die „Apps auf Rezept“ vor der Zulassung eingehend vom Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft werden, sind sie momentan nur auf einzelne Krankheiten zugeschnitten. 

Die medizinischen Apps versprechen eine Verbesserung der Gesundheit, Prävention und mehr Überwachung von chronischen Erkrankungen. Sie werden in Zusammenarbeit mit Spezialisten entwickelt und bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie ein Monitoring der eigenen Erkrankungen flexibel und mobil von Zuhause.

Ein wichtiger Trend in der Gesundheits-IT ist, das Anwenderverhalten zu beeinflussen. So lautet etwa das Motto des Entwicklerteams der MIKA-App: „Du kannst mehr als behandelt werden. Du kannst selbst handeln.“ Als erste digitale Gesundheitsanwendung für Krebspatientinnen und Krebspatienten ist die MIKA-App im BfArM aufgenommen worden – und Dr. Jan Simon Raue, Founder & MD, gehörte beim MEDICA HEALTH IT FORUM zu den ersten Referenten. Mentale Gesundheit zu fördern, ist eines der Ziele.

Auf Basis verhaltenstherapeutischer und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse entwickelt das Digital-Health-Unternehmen aidhere Gesundheitsanwendungen wie zanadio. Dies ist die erste App, die Ärzte für die Behandlung von starkem Übergewicht bei einem BMI von 30 bis 40 verordnen können. zanadio basiert auf den Wirkprinzipien der etablierten konservativen Adipositas-Therapie und setzt diese digital um. Auf Basis der eingegebenen Daten gibt sie Patienten personalisierte Empfehlungen. Dr. Nora Mehl, Co-Founder & Managing Director, erläuterte dies bei ihrem Vortrag.

dimater ist ein erfahrener Partner für intelligente Software und SaaS Lösungen für Pharmakonzerne, Krankenkassen und Dienstleister der Gesundheitsbranche. Im Auftrag von Unternehmen betreibt die dimater mit Sitz in Leverkusen Software-Entwicklungen im Healthcare Bereich.

Bis zum nächsten Jahr!

Die hybride MEDICA-Messe war wieder mit einem thematisch vielfältigen Rahmenprogramm gefüllt. Christian Grosser, Project Director Health & Medical Technologies, ist zufrieden, schließlich waren dieses Jahr fast 3000 Aussteller auf der Messe: „Wie auch im letzten Jahr war COVID-19 eins der prägenden Themen bei der Veranstaltung. Die Pandemie hat die Gesundheitsbranche wieder in den Fokus gerückt und auch deren Defizite und Herausforderungen offengelegt. Digitale Gesundheitslösungen sowie medizinische Produkte konnten den Besuchern näher gebracht werden“.