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Future Health Index 2021: Wie sieht unsere Gesundheits­versorgung in der Zukunft aus?

Der Future Health Index, der bereits im sechsten Jahr erscheint, wagt einen Ausblick auf die Gesundheitsversorgung nach der Pandemie: Er untersucht, welche Investitionen vorrangig getätigt werden und welche Bedeutung kooperative Partnerschaften, außerklinische Versorgung und Nachhaltigkeitsbemühungen in Zukunft haben werden. Die jüngsten Ergebnisse zeigen, dass vor allem die deutschen Teilnehmer zuversichtlich sind: Nach ihrer Einschätzung wird das Gesundheitssystem als Ganzes auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige Versorgung gewährleisten können.

Insgesamt wurden rund 3.000 [tooltips content=’Entscheidungstragende im Gesundheitswesen sind definiert als Personen, die in einem Krankenhaus, einer Arztpraxis, einem bildgebenden Zentrum, einem Labor oder einer Einrichtung der Notfallversorgung arbeiten und die endgültige Entscheidungen treffen können oder direkten Einfluss auf Entscheidungen haben.‘]Entscheider[/tooltips] aus [tooltips content=’Australien, Brasilien, China, Frankreich, Indien, Italien, Niederlande, Polen, Russland, Saudi-Arabien, Singapur, Südafrika, USA.‘]14 Ländern[/tooltips], darunter 200 aus Deutschland, befragt – damit ist der Future Health Index die weltweit größte Umfrage dieser Art. Sie wurde vom 8. Dezember 2020 bis zum 16. Februar 2021 durchgeführt. Im Rahmen des Future Health Index analysiert Philips seit 2016 die aktuellen und zukünftigen Prioritäten von Führungskräften im Gesundheitswesen.

In Deutschland sind die Entscheidungstragenden im Gesundheitswesen außergewöhnlich engagiert bei der Verfolgung einer wertorientierten Versorgung – der Wert liegt hier doppelt so hoch wie der Durchschnitt der anderen 13 untersuchten Länder*. Diese Ausrichtung auf innovative Vergütungsmodelle könnte zum Teil auf die relativ hohen Gesundheitsausgaben sowie auf Infrastrukturprobleme wie übermäßige Krankenhauskapazitäten zurückzuführen sein.

„Inmitten der Krise fällt auf: Jeder Schritt in Richtung Digitalisierung ist ein Schritt in ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen.“

Markus Jones, Strategic Solution Leader, Philips DACH

Bewältigung der Pandemie

Ein Großteil der deutschen Entscheidungstragenden der Gesundheitsversorgung legt derzeit einen Schwerpunkt auf die Umstellung hin zu Fern- oder virtueller Versorgung. Sie sind der Meinung, dass die unmittelbaren Anforderungen der Pandemie Auswirkungen auf die Zukunftsplanung haben.

75%

sehen die derzeitige Krise hierbei als entscheidendes Hindernis

28%

machen die in Deutschland rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen verantwortlich

22%

betrachten die Einschränkungen bei der Kostenübernahme als entscheidenden Faktor

Gesundheitsnetz digital

Krankenhaus-Zukunftsgesetz sorgt für Optimismus

Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung entscheidend vorangetrieben. Medizinische Führungskräfte sehen aus erster Hand, wie digitale Gesundheitstechnologien dabei helfen können, die Versorgung unter außerordentlich schwierigen Bedingungen zu gewährleisten. Das große Vertrauen in das deutsche Gesundheitssystem könnte auf gesundheitspolitische Initiativen der Bundesregierung zurückzuführen sein. Allein das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) stellt 4,3 Milliarden Euro an Fördermitteln für Projekte zur modernen Notfallversorgung, Digitalisierung und IT-Sicherheit bereit. 

Mit Hilfe des KHZG werden in Deutschland seit Herbst 2020 Investitionen in die digitale Zukunft der Krankenhäuser priorisiert und gefördert. 96 % der befragten Deutschen glauben, dass aktuelle gesundheitspolitische Maßnahmen und Planungen – wie das KHZG – zu einem noch robusteren Gesundheitssystem beitragen. Dieser Systemwechsel ist hilfreich, die Nutzung von IT im Gesundheitswesen nachhaltig zu verankern.

Diese Chance auf Investitionen verbreitet bereits jetzt Optimismus: So ergibt sich aus der Studie, dass fast alle deutschen Führungskräfte im Gesundheitswesen zustimmen, dass die aktuelle Gesundheitspolitik und die Pläne im Land einen positiven Einfluss auf die Belastbarkeit ihres Gesundheitssystems haben.

covid-19 digitaler impfpass

Drei Säulen für die digitale Transformation

überwachung patienten

Digitale Gesundheitsdaten und Telemedizin

kontowechsel finance technologie

Künftige Investitionen in künstliche Intelligenz (KI)

software beratung

Partnerschaften und Kooperationen

Digitale Transformation dank Telemedizin, KI und Co.

Entscheider investieren heute vor allem in telemedizinische Lösungen und digitale Gesundheitsakten. Mit der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) hat der Bereich der digitalen Gesundheitsakte weiter an Relevanz gewonnen. 72 % der deutschen Entscheider im Gesundheitswesen investieren derzeit in entsprechende Lösungen für sich und ihre Patienten. In die Telemedizin investieren derzeit 64 %, vermutlich beschleunigt durch die Pandemie. Die befragten deutschen Entscheider erwarten, dass der Anteil in drei Jahren auf 30 % sinken wird. Im Gegensatz dazu halten 94 % der Befragten zukünftige Investitionen in künstliche Intelligenz (KI) für sehr wahrscheinlich. Prädiktive Technologien wie Künstliche Intelligenz werden in der Befragung als entscheidend für die nächsten Jahren identifiziert. Sie bieten Möglichkeiten, um die medizinische Versorgung nachhaltig zu verbessern und Prozesse zu optimieren.

Strategische Partnerschaften und ihre Chancen

Aufwendige und komplexe Digitalisierungsprojekte wie Telemedizin, KI oder elektronische Gesundheitsakten sind für viele Krankenhäuser trotz aktueller Fördermaßnahmen nur schwer zu realisieren. Hier bieten individuelle strategische Partnerschaftsmodelle von Gesundheitstechnologie- oder Healthcare-IT-Anbietern für Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen eine Chance. Mehr als ein Drittel (32 %) der Entscheider sieht eine strategisch ausgerichtete Zusammenarbeit als notwendig an, um digitale Gesundheitstechnologien erfolgreich umzusetzen. Die beliebtesten Partner sind dabei mit 31 % Unternehmen aus dem Gesundheitswesen, die sich auf Informationstechnologie fokussieren.

Technologische und finanzielle Hindernisse 

Im Jahr 2018 gab Deutschland 383,6 Milliarden Euro – rund 11,5 % des Bruttoinlandsprodukts – für das Gesundheitswesen aus.

Während Entscheidungstragende im deutschen Gesundheitswesen Innovationen in ihren Krankenhäusern und Einrichtungen vorantreiben, sehen sie sich mit einigen Herausforderungen konfrontiert, die einer zukunftssicheren Aufstellung und der Einführung digitaler Gesundheitstechnologien im Wege stehen. Zwei der am häufigsten genannten Hürden liegen im Bereich der Technologie: die mangelnde Erfahrung der Mitarbeitenden (54 %) sowie Altsysteme oder technologische Einschränkungen (34 %). Wenn es um die Implementierung digitaler Technologien geht, sehen deutsche Entscheidungstragende Schwierigkeiten bei der Datenverwaltung (59 %) und mangelnde Interoperabilität (40 %) der verschiedenen Systeme und Lösungen als größte Herausforderungen

Zukünftige Rolle der Krankenhäuser in Deutschland

Das Zukunftsbild: ein patientenzentriertes, belastbares Gesundheitswesen, ermöglicht durch intelligente Technologien.

Vor dem Hintergrund der COVID-19-bedingten Veränderungen des Gesundheitswesens, zeichnen sich für die deutschen Entscheidungstragenden Veränderungen hinsichtlich der Rolle der Krankenhäuser in der zukünftigen Versorgung ab. In Deutschland gibt es einen zunehmenden Trend zur außerklinischen Versorgung, der wahrscheinlich zum Teil durch die hohen Investitionen in Fern- oder virtuelle Lösungen, einschließlich Telemedizin, begünstigt wird. Die Anzahl der in der ambulanten Versorgung tätigen Ärztinnen und Ärzte ist in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gestiegen und machte im Jahr 2019 bereits rund 40 % der angestellten Ärzteschaft des Landes aus. Auch staatliche Programme unterstützen die Versorgung außerhalb von Krankenhäusern. So hat die deutsche Regierung den Festbetrag für digitale Konsultationen in der Primärversorgung aufgehoben und damit den Zugang zu gesundheitlicher Versorgung erleichtert. 

Dementsprechend erwarten deutsche Entscheidungstragende im Gesundheitswesen in den nächsten drei Jahren signifikante Verschiebungen hinsichtlich der Orte, an denen Routineversorgungen stattfinden. Obwohl sie heute noch nicht häufig genutzt werden, gehen viele davon aus, dass ambulante Versorgungszentren (34 %) und das Zuhause in Zukunft zu den wichtigsten Versorgungsstätten außerhalb von Krankenhäusern oder Primärversorgungseinrichtungen gehören werden. Etwa ein Viertel denkt, dass die Krankenhäuser der Zukunft als spezialisierte Facheinrichtungen agieren werden – ein Modell, das sich deutlich vom heutigen unterscheidet.

Fazit

Trotz der Schwierigkeiten, die die Pandemie mit sich bringt, sind deutsche Führungskräfte zuversichtlich und optimistisch, dass das System als Ganzes in der Lage sein wird, auch zukünftig eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung zu bieten.

Sie sehen das deutsche Gesundheitswesen trotz der aktuellen Herausforderungen gut für die Zukunft aufgestellt. Diesem Ausblick liegen gegenwärtige Entwicklungen in Hinblick auf Maßnahmen und technologische Fortschritte zugrunde, aber auch erwartete Entwicklungen innerhalb der nächsten drei Jahre. Dabei wird deutlich, dass jetzt der Grundstein für eine noch robustere Gesundheitsversorgung gelegt werden muss. Hierfür ist ein konsequenter und zielgerichteter digitaler Ausbau von Nöten. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten Kooperationen und Partnerschaften für eine erfolgreiche Implementierung innovativer Technologien in die klinischen Abläufe verstärkt werden.